* Wie lassen sich Bauprojekte in der Schweiz künftig rascher realisieren, und das inklusive Nachhaltigkeit? * Auf dem «4. Immo Dialog Ost» gab die Ostschweizer Branche einige Antworten. * Gefordert wurde mehr Mut, mehr Vertrauen – und mehr Engagement der Branche in der Politik.
Zum vierten Mal hat sich die Ostschweizer Immobilienbranche in St.Gallen zum komplett ausverkauften «Immo Dialog Ost» versammelt. Auf dem Immobilienforum in der Olma-Halle 9 ging es unter der Überschrift «Die Immobilienwirtschaft unter Druck» vor allem um die immer zeitaufwendigere Realisierung von Bauprojekten und die hohen Anforderungen durch das Thema Nachhaltigkeit.
ESG als Spannungs-Dreieck
Gerade das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen der ESG-Anforderungen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) verlangt nach einem Update. Spätestens seit der Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus in Washington scheint sich eine Wende vollzogen zu haben. Kommt nun auch in der Schweiz der «Backlash» zum ESG-Gedanken? Die Teilnehmer des ersten Panels verneinten die so gestellte Frage von Moderater Roman Bolliger entschieden. Nach Einschätzung von Stefan Katosch von der keeValue AG lässt die Dringlichkeit beim Thema nicht nach. «Die Energiepreise werden nicht tiefer», sagte er, und die Folgen des Klimawandels seien nicht mehr zu übersehen. Jörg Schläpfer von Wüest Partner stimmte zu und ist sich sicher: Am Paradigmenwechsel hin zu einer nachhaltigeren Immobilienwirtschaft wird nicht mehr gerüttelt. Und auch laut Karin Bührer, der Geschäftsführerin des Verbands Entwicklung Schweiz, steht bei den Schweizer Bauunternehmen das Thema ESG nicht zur Disposition. Sie mahnte aber an, den Aspekt der Wirtschaftlichkeit nicht zu vergessen, und verwies auf die ausgeuferten Reportingpflichten, die das Prinzip der Nachhaltigkeit stellenweise ad absurdum führten. Zudem gebe es innerhalbe des ESG-Dreiecks auch Widersprüche bei der jeweiligen Zielerhaltung. Beispielsweise habe nicht jede Umweltschutz-Massnahme mieterfreundliche Auswirkungen und mindere so die Anforderungen an die Sozialverträglichkeit.
Die eigene Meinung nicht auslagern
Im zweiten grossen Themenblock des Nachmittags ging es um die Frage, wie die Umsetzung von Bauprojekten in der Schweiz beschleunigt und vereinfacht werden kann. Prädestiniert für das Thema ist der St.Galler Architekt und Immobilienentwickler Klauspeter Nüesch. Der von seinem derzeitigen Wohnort Schanghai angereiste Experte war eine der treibenden Kräfte hinter dem St.Galler Grossprojekt St.Fiden und wusste aus dem gescheiterten Prozess wertvolle Einsichten zu berichten. Er empfiehlt Politik und Wirtschaft, weniger ängstlich mit der Stimmbevölkerung umzugehen und sie bei Projekten möglichst von Anfang an mitzunehmen. Vor allem aber forderte er bei den Städten auch den Mut, der Expertise der eigenen Fachleute zu vertrauen. Er warnte davor, «die eigene Meinung auszulagern» – sei es durch Wettbewerbe oder externe Gutachter.
Die Ostschweizer Behörden bemühen sich um Digitalisierung
Verzögerungen von Bauprojekten sind ein Riesenproblem in der Schweiz, und zwar nicht nur für die Immobilienwirtschaft, sondern für alle Unternehmen, die expandieren wollen und Flächen benötigen. Den einen Schuldigen dafür gibt es nicht, wie im zweiten Panel des Immo-Dialogs Ost deutlich wurde. Auch die vielgescholtenen Baubewilligungsbehörden taugen nicht als Buhmann. Mit Ivan Furlan stand der Leiter des Amts für Baubewilligungen der Stadt St.Gallen auf der Bühne und wies darauf hin, dass ein solches Amt nur Regeln umzusetzen habe, diese aber selbst nicht mache. In St.Gallen gehöre man zudem zu den schnellsten in der Schweiz und habe vergangenes Jahr den weit überwiegenden Teil der Gesuche innert 60 Tagen bewilligt. Was aber auch deutlich wurde: Verbesserungspotenzial ist reichlich vorhanden. So wünscht sich die Wirtschaft unter anderem, dass der Genehmigungsprozess endlich digitalisiert und teilweise automatisiert abläuft. In diesem Sinn äusserte sich Remo Daguati, Präsident Netzwerk Standort Schweiz. Dem Wunsch schlossen sich auch die beiden am Panel vertretenen Unternehmerinnen an. Patrizia Wachter Tanner von der Prefera Immobilien AG und Andrea Cristuzzi (Cristuzzi Gruppe) hatten zudem aus ihrem Alltag missbräuchliche Beispiele von Einsprachen zu berichten, manche mit geradezu erpresserischem Charakter. Der Ruf nach Kostenrisiken für Einsprachen in der einen oder anderen Weise tönte beim Immo-Dialog Ost mehrmals an.
Keine Alternative zur Zuwanderung und Wachstum
Als Schlussredner hatten die Veranstalter von der Galledia Event AG einen der profiliertesten und eloquentesten Stimmen auf dem Schweizer Immobilienmarkt gewonnen. Donato Scognamiglio, Mitgründer und Verwaltungsratspräsident der IAZI AG, ist für den ultimativen Rundum-Blick auf den Schweizer Immobilienmarkt schon deswegen berufen, weil er als Kantonsrat auch auf der Seite der Politik aktiv ist. In seinem Vortrag wurde einerseits deutlich, dass es für die Schweiz keine Alternative zu weiterer Zuwanderung und Wachstum gibt und dass angesichts der begrenzten Fläche der riesige Druck zu mehr Verdichtung nicht nachlassen werde. Andererseits äusserte Scognamiglio Verständnis, wenn gerade die Bürgerinnen und Bürger mit tieferen Einkommen sich jenseits der bürgerlichen Mitte orientierten. Sie bezahlten im Schnitt über 30 Prozent des Einkommens für das Wohnen. «Wir müssen dieses Problem lösen», sagte Scognamiglio. Er mahnte dazu, die gesamtgesellschaftliche Perspektive nicht zu verlieren. Ein Land wie die Schweiz lebe von Stabilität und gegenseitigem Vertrauen.
Der 5. Immo Dialog Ost findet am Donnerstag, 19. März 2026, statt.
Alexander Wachter, Immobilien Business
* Die Axa hat Tabellen für Leergewicht, Preis, Kilometerleistung und Alter von Autos nach Kantonen erstellt. * Auffallend ist das überdurchschnittlich hohe Alter der Fahrzeuge in der Ostschweiz. * In Innerrhoden sind die Autos im Vergleich zum Landesschnitt deutlich teurer und schwerer, was ein Hinweis auf Elektroautos und die vielen Mietautos am steuergünstigen Standort ist.
* Der aktuelle Online-Wohnungsindex zeigt, dass sich die Insertionsdauer von Mietwohnungen in fast allen Kantonen im Schnitt erneut verkürzt. * Im Kanton SG waren es von April 2024 bis März 2025 durchschnittlich 26 Tage (–6 gegenüber Vorperiode); TG: 25 (–4), AI 24 (–4). * In AR sind es 32 (–16); der starke Rückgang hier hängt mit der im Schweiz-Vergleich sehr hohen Vorperioden-Zahl zusammen.
* Der Immobilienunternehmer Giovanni Cerfeda (70) aus Winterthur übernimmt den Küchenbauer Forster definitiv. * CEO Andreas Sandmann bleibt bis Ende Juli für den Übergang verantwortlich. * Für einen Viertel der Belegschaft, 35 Angestellte, gibt es allerdings die Kündigung.