Firmenpleiten in der Ostschweiz – und wie man sich davor schützt

Eine noch nie gesehene Firmenkonkurswelle rollt über die Schweiz – aus verschiedenen Gründen. Gläubiger tun gut daran, sich mit einem konsequenten Bonitätsmonitoring vor Zahlungsausfällen zu schützen.

Raoul Egeli
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Veröffentlicht am

5.12.2025

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KOMMENTAR

Gastkommentar Raoul Egeli
Raoul Egeli, Präsident Creditreform.

Mit über 12’000 Firmeninsolvenzen in den ersten zehn Monaten erreicht die schon seit zwei Jahren anhaltende Konkurswelle einen neuen Höhepunkt. Im Vorjahr waren es noch 9500 gewesen. Für das ganze Jahr rechnen wir mit gegen 16’000 Firmenkonkursen schweizweit. Im Durchschnitt der beiden Jahre vor Ausbruch von Covid 19 waren es nur etwas mehr als die Hälfte an Pleiten gewesen. In den beiden von der Pandemie geprägten Krisenjahren 2020 und 2021 hatten staatliche Kredite und Unterstützungsmassnahmen auch eine ganze Reihe von konkursreifen Firmen vor dem Untergang gerettet. Doch es war nur eine Rettung auf Zeit. So rollte ab 2022 eine erste Konkurswelle übers Land, die noch verschärft wurde durch explodierende Energiepreise und andere globale Verwerfungen. In diesem Jahr ist noch eine Gesetzesänderungen dazugekommen, die man sich aus Gläubigersichtsicht schon lange gewünscht hatte. Neu müssen nämlich auch öffentlich-rechtliche Unternehmen und Körperschaften, von Steuerbehörden bis zur Sozialversicherungsanstalt, Ausstände von Firmen auf dem Weg der Konkursbetreibung einfordern. Es ist nun nicht mehr nur die Aufgabe der Gläubiger, einen Kostenvorschuss für die Einleitung des Konkursverfahrens leisten zu müssen. Denn in vielen Fällen musste aus Kostengründen davon abgesehen werden.

Auch die Ostschweiz bleibt davon nicht verschont. So haben die Firmenkonkurse ebenfalls stark zugenommen, und diese Konkurse betreffen alle Branchen gleichermassen.

Firmenkonkurse in der Ostschweiz inkl. OR 731b. (Grafik: Creditreform)

Das Ausmass der aktuellen Konkurswelle ist dann aber doch heftig. Und es sieht ganz danach aus, dass das erst der Anfang ist. In den Monaten August und September haben die Firmeninsolvenzen nochmals deutlich schneller zugelegt. Das Plus liegt bei rund 50 Prozent. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist gegen Konkurse nichts einzuwenden. Sie sind ein wichtiges Korrektiv in einem System, das sich stetig erneuert. Dafür stehen die Unternehmensgründerinnen und -gründer, deren Zahl selbst in diesen Zeiten jene der Konkurse um rund das Dreifache übersteigt. Doch dabei gilt es zu beachten, dass gerade junge Firmen in den ersten Jahren ihrer Existenz überdurchschnittlich oft in die Insolvenz rutschen. Dies, weil die Businesspläne oft zu optimistisch sind und das Startkapital viel zu gering ist – braucht es doch für die Gründung einer GmbH nur gerade 20’000 Franken.

In solch turbulenten Zeiten tun Gläubigerinnen und Gläubiger gut daran, sich mit einem konsequenten Bonitätsmonitoring vor Zahlungsausfällen zu schützen. Das heisst, vor jedem Geschäftsabschluss eine Bonitätsprüfung zu machen, um notfalls die Reissleine ziehen zu können, etwa, indem Vorauszahlung verlangt werden oder die Kreditlimite angepasst wird. Wirtschaftsauskunfteien wie Creditreform leisten dabei wertvolle Unterstützung.
Raoul Egeli, Präsident Creditreform

Über den Autor
Raoul Egeli, geboren 1968, studierte an der Fachhochschule für Wirtschaft in St.Gallen und ist seit 2008 Präsident des Schweizerischen Verbandes Creditreform und war von 2014 bis 2024 Präsident von Creditreform International mit 21 Landesgesellschaften weltweit. Er ist auch Geschäftsführer der Creditreform Egeli Gesellschaften in Basel, Bern, Lugano, St.Gallen und Zürich. Als Vizepräsident engagiert er sich seit 2019 für den Branchenverband Inkasso Suisse. Er leitet die EGELI Treuhand AG und war von 2009 bis 2013 Zentralpräsident von TREUHAND|SUISSE. Zudem ist er Autor mehrerer Fachbücher.
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