Gutes erstes Halbjahr für Raiffeisen trotz Gewinnrückgang

* Wegen der Nullzinspolitik litt das Zinsdifferenzgeschäft von Raiffeisen Schweiz (–7,5 Prozent unter der Vorjahresperiode) im ersten Halbjahr. * In allen anderen Segmenten konnte Raiffeisen teils deutlich zulegen, gerade auch im Firmenkundengeschäft; dennoch sank der Halbjahres-Reingewinn um 13,6 Prozent. * Fürs zweite Halbjahr rechnet die zweitgrösste Bankengruppe mit guten Zahlen, wenn auch nicht auf Vorjahresniveau.

Business Class Ost
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Veröffentlicht am

20.8.2025

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Gutes erstes Halbjahr für Raiffeisen

Die Raiffeisen-Gruppe blickt auf ein positives erstes Halbjahr zurück. Der Gewinn liegt mit 555 Millionen Franken auf einem «guten Niveau», so die Bank. Der Rückgang um 13,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode liege im Rahmen der Erwartungen und spiegle insbesondere den Rückgang im Zinsengeschäft aufgrund der Leitzinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank. Christian Poerschke, Vorsitzender der Geschäftsleitung ad interim von Raiffeisen Schweiz, zum Halbjahresergebnis: «Wir konnten in einem anspruchsvollen Marktumfeld ein erfreuliches Wachstum in allen Geschäftsbereichen verzeichnen. Insbesondere freut mich, dass sich der Anteil des indifferenten Geschäfts am Geschäftserfolg weiter erhöht hat. Dies zeigt, dass wir mit unserem strategischen Anspruch der Ertragsdiversifikation auf Kurs sind.»

Starkes Wachstum im Vorsorge- und Anlagegeschäft

Die Hypothekarforderungen sind im ersten Halbjahr um 5,5 Milliarden Franken auf 226 Milliarden Franken gestiegen (+2,5 Prozent). Damit konnte Raiffeisen gemäss Mitteilung ihre Marktstellung stärken und hat ihren Marktanteil ausgebaut – auf 18,3 Prozent. Die weiteren Forderungen gegenüber Kunden sind um 413 Millionen Franken oder 3,4 Prozent gestiegen und liegen bei 13 Milliarden Franken. Insgesamt belaufen sich die Kundenausleihungen damit auf 239 Milliarden Franken.

Mit 2,4 Milliarden Franken stammt ein wesentlicher Beitrag am Wachstum aus dem Firmenkundengeschäft. Raiffeisen setzt weiterhin auf ein qualitatives Wachstum. Der Anteil an Wertberichtigungen für gefährdete Forderungen liegt mit 0,137 Prozent der Kundenausleihungen auf einem anhaltend tiefen Niveau und hat sich gegenüber dem Wert von Ende Vorjahr sogar noch leicht reduziert. Dies spiegle die unverändert solide Risikosituation und sei Ausdruck der umsichtigen Risikopolitik der Gruppe. Die Kundeneinlagen haben im ersten Halbjahr kräftig zugenommen, um 5,5 Milliarden Franken (+2,6 Prozent) auf einen Bestand von 220 Milliarden Franken. Damit sind 92,2 Prozent der Ausleihungen mit Kundengeldern gedeckt. Das kontinuierliche Wachstum ist sowohl auf der Aktiv- als auch der Passivseite über alle Regionen der Schweiz breit abgestützt.

Der Wachstumskurs setzte sich auch im Vorsorge- und Anlagegeschäft fort. Der Nettoneugeldzufluss in Wertschriftendepots ist mit 2,1 Milliarden Franken für das erste Halbjahr anhaltend hoch. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden rund 30’000 neue Depots eröffnet. Das sind rund 50 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Insgesamt stiegen die Depotvolumen aufgrund der Neuzuflüsse und der positiven Marktperformance um 3,4 Milliarden Franken auf 55,3 Milliarden Franken. Haupttreiber für das Wachstum der verwalteten Vermögen waren die Vermögensverwaltungsmandate mit einer Zunahme bei der Anzahl und beim Volumen von 17 Prozent, aber auch die Anzahl Vorsorgedepots (+8,3 Prozent) und Fondssparplandepots (+7,2 Prozent) habe sich erfreulich entwickelt und zeige das Vertrauen der Kundinnen und Kunden in die Anlagekompetenz von Raiffeisen.

Zinsergebnis erwartungsgemäss unter Vorjahr

Der Erfolg im Vorsorge- und Anlagegeschäft zeigt sich auch in der Entwicklung der Erträge. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ist im Vergleich zur Vorjahresperiode um 31 Millionen Franken auf 366 Millionen Franken gestiegen (+9,1 Prozent). Der Handelserfolg nahm um 11 Millionen Franken beziehungsweise 8,5 Prozent auf 136 Millionen Franken zu.

Das Zinsergebnis liegt gegenüber Vorjahr wie erwartet tiefer. Grund dafür seien die Leitzinssenkungen der Schweizerischen Nationalbank im ersten Halbjahr 2025. Der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft liegt mit 1,3 Milliarden Franken 107,1 Millionen oder 7,5 Prozent unter der Vorjahresperiode. Auf der Kostenseite spiegeln sich die gezielten Investitionen in die Beratung der Kundinnen und Kunden vor Ort in einem höheren Geschäftsaufwand. Obwohl im ersten Halbjahr 2025 der Personalbestand mit 32 zusätzlichen Personaleinheiten nur leicht zugenommen hat, schlägt sich der Ausbau des Personalbestandes im letzten Jahr in einem höheren Personalaufwand von 823,9 Millionen Franken nieder. Das entspricht einer Zunahme von 31,7 Millionen Franken oder 4,0 Prozent. Der Sachaufwand erhöhte sich um 12,7 Millionen Franken oder 4,4 Prozent auf 300,3 Millionen Franken. Die Cost-Income-Ratio erhöhte sich auf 59,2 Prozent.

Eigenmittel weiter gestärkt

Im ersten Halbjahr 2025 konnte Raiffeisen die Eigenmittel und verlustabsorbierenden Mittel auf 27,4 Milliarden Franken weiter stärken. Die fristgerechte Umsetzung der per 1. Januar 2025 geltenden «Basel III Final»-Eigenmittelvorschriften haben bei Raiffeisen zu einem positiven Effekt bei der risikogewichteten Betrachtung geführt. Die risikogewichtete TLAC-Quote beträgt per 30. Juni 2025 27,6 Prozent und hat sich damit seit Ende des vergangenen Jahres auf hohem Niveau nochmals verbessert. Und auch die ungewichtete Eigenmittelquote, die TLAC Leverage Ratio, ist mit 8,6 Prozent auf einem sehr guten Niveau und liegt deutlich über der regulatorischen Anforderung. Damit sei Raiffeisen «hervorragend kapitalisiert» und gehöre gemäss den international tätigen Ratingagenturen zu den am besten bewerteten Banken weltweit.

Ausblick

Die Zollpolitik der USA, geopolitische Unsicherheiten und die fehlende Nachfrage belasten das weltweite Wachstum. Entsprechend dürfte die Konjunktur im zweiten Halbjahr auch in der Schweiz an Schwung verlieren. Die Ökonomen von Raiffeisen Schweiz rechnen 2025 für die Schweiz mit einem BIP-Wachstum von 0,9 Prozent. An den Finanzmärkten rechnet Raiffeisen im zweiten Halbjahr mit einer anhaltend hohen Volatilität. Das Nullzinsumfeld spreche weiterhin für Investitionen in Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Edelmetalle. Die Preisdynamik am Eigenheimmarkt dürfte sich im weiteren Jahresverlauf von einem hohen Niveau aus nochmals beschleunigen. Das Marktumfeld bleibe herausfordernd. Im Zinsengeschäft rechnet Raiffeisen trotz anhaltendem Margendruck für das zweite Semester mit einem leicht besseren Ergebnis als im ersten Halbjahr 2025. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft dürfte sich über dem Vorjahresniveau entwickeln. Insgesamt erwartet Raiffeisen im weiteren Jahresverlauf eine solide Geschäftsentwicklung, rechnet aber mit einem Ergebnis, das nicht auf Vorjahreshöhe zu liegen kommt. (pd/eb)

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