Die Ostschweiz ist stark exportabhängig und dabei agil

* Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich hat in einer Umfrage Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe nach ihren Umsatzanteilen in verschiedenen Märkten befragt. * Sie hat dabei auch die Beschäftigtenzahl der Unternehmen berücksichtigt. * Für «Business Class Ost» hat Klaus Abberger von der KOF die Situation in der Ostschweiz analysiert.

Business Class Ost
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Veröffentlicht am

12.9.2025

 von 
Eckhard Baschek

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KOF-Umfrage-Ostschweiz-Export

Klaus Abberger von der Abteilung Business Tendency Surveys an der ETH hat schweizweit Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe nach den Umsatzanteilen in verschiedenen Märkten befragt. Darunter der Umsatzanteil in den USA, in der EU, aber auch etwa im schweizerischen Heimatmarkt.

Für die Grafik oben wurden diese Daten geokodiert und gewichtet. Die KOF hat die Umsatzanteile mit der Unternehmensgrösse multipliziert, um hier ein Grössengewicht zu haben. Zudem wurde die Beschäftigtenzahl im sekundären Sektor in dieser Region dividiert. Das soll dafür korrigieren, wie stark das verarbeitende Gewerbe in einer Region ist. So gibt es etwa im Kanton Genf Unternehmen mit hohem Exportanteil in die USA, aber dort ist das verarbeitende Gewerbe ein relativ kleiner Bereich der Wirtschaft.

Ostschweiz stark exponiert

In der Karte sind orange und rot die Regionen eingefärbt, für die eine überdurchschnittlich hohe Exposition im US-Markt resultiert. Hier zeigt sich: Die Ostschweiz ist recht stark exponiert. Das liegt zum einen daran, dass die Ostschweiz eine stark exportorientierte Wirtschaft hat, und zum andern, dass das verarbeitende Gewerbe hier einen hohen Stellenwert hat. Beides zusammen sorgt für das Rot.

Dr. Klaus Abberger, Mitarbeiter bei KOF FB Konjunkturumfragen.

Dabei müsse man sagen, so Abberger, dass auch die Exposition gegenüber der EU recht hoch sei. Die Ostschweiz hat also insgesamt eine sehr exportorientierte Unternehmenslandschaft. Abberger: «Das ist derzeit Fluch und Segen zugleich. Denn man ist relativ stark von den US-Zöllen betroffen. Allerdings ist die Wirtschaft in der Ostschweiz sehr international ausgerichtet und hat Erfahrungen in diversen Märkten. Das ist auch ein Zeichen von Wettbewerbsfähigkeit. Von daher hat die Ostschweiz sicherlich auch potenziell die Möglichkeit, neue Märkte zu erschliessen. Denn man ist international wettbewerbsfähig und erfahren. Zudem kann man in der nächsten Zeit an einer möglicherweise etwas dynamischen Entwicklung in Deutschland deutlich partizipieren.»

Ein herver Schlag fürs Schweizer verarbeitende Gewerbe

Klaus Abberger beschrieb auf LinkedIn das Verhalten des verarbeitenden Gewerbes im Hinblick auf die Exportzölle generell. Er schreibt: «Für die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ist die Entscheidung über die Zölle für die Einfuhren in die USA aus der Schweiz von Anfang August ein herber Schlag. Die Unternehmen werden bezüglich der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr erheblich skeptischer. Auch die momentane Geschäftslage kühlte im August bereits ab, was allerdings vor allem an den Unternehmen der Branche Chemie und Pharma liegt. Die Unsicherheit über die Geschäftsentwicklung nimmt wieder zu, und zwar nicht nur bei den Unternehmen, die stark im US-Markt exponiert sind – wo sie bereits hoch war –, sondern auch bei jenen, die in den EU-Markt exportieren. Insgesamt treten die Unternehmen in ihren Produktionsplanungen deutlich auf die Bremse. Sie wollen sich daher auch bei Vorproduktebestellungen sehr zurückhalten. Dabei hatten sich die Nachfrage und die Produktion im Juli noch belebt. Die neue Situation geht an den Personalplanungen nicht spurlos vorüber: Die Unternehmen beabsichtigen nochmals häufiger, die Zahl der Mitarbeitenden zu verringern.»

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